Viele frischgebackene Mamis berichten von Beschwerden in der Stillzeit – die Glieder fühlen sich steif an, die Gelenke schmerzen, besonders häufig sind Hände und Füße betroffen. Zwar können sich die Symptome ähneln, jedoch zählt das sogenannte Stillrheuma nicht zu den rheumatischen Erkrankungen. Was sich dahinter verbirgt und was zur Linderung der Gelenkschmerzen helfen kann, erfahrt Ihr in unserem Beitrag rund um das Thema Stillrheuma.

Was ist Rheuma?

Es gibt eine Vielzahl an Erkrankungen, die unter dem Sammelbegriff Rheuma zusammengefasst werden. Am häufigsten ist die rheumatoide Arthritis, die zu Entzündungen und Gelenkschmerzen führt. Die Ursache liegt in einer überschießende Immunreaktion, bei der das körpereigene Abwehrsystem zu den Beschwerden führt. Auch steife Gelenke, insbesondere morgens nach dem Aufwachen, Fieber und Erschöpfung können mit der Erkrankung einhergehen.1

Ist Stillrheuma eine rheumatische Erkrankung?

Das hier beschriebene Stillrheuma zählt nicht zu den rheumatischen Erkrankungen. So darf es nicht mit der Autoimmunerkrankung Morbus Still verwechselt werden. Diese zählt zu den seltenen Erkrankungen und geht mit Fieberschüben und Gelenkschmerzen einher, häufig kommt es im Rahmen der Erkrankung zu einer Vergrößerung der Leber oder Milz sowie Lymphknotenschwellungen2.

Stillrheuma Symptome

In der Stillzeit klagen viele Frauen über Schmerzen in den Gelenken. Häufig wird von schmerzenden Hand- und Fingergelenken berichtet, auch morgens nach dem Aufstehen fühlen sich viele Mütter wie gerädert. Knie, Hüfte sowie die Achillessehnen oder Füße können betroffen sein. Müdigkeit und Erschöpfung können ebenfalls auftreten.

Symptome im Überblick:

Ursachen für Beschwerden in Schwangerschaft/ Stillzeit

In der Schwangerschaft regen die Hormone Estrogen, Progesteron und Prolaktin das Wachstum der Milchgänge und Brustdrüsen an.3 Prolaktin fördert in der Stillzeit nicht nur die Milchbildung, auch hat es eine direkte hemmende Wirkung auf die Hormone FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon) sowie auf die Produktion der Hormone Östradiol und Progesteron in den Eierstöcken.4

Stillrheuma tritt vor allem auf, wenn der erhöhte Östrogenspiegel nach der Geburt wieder abfällt. Östrogen ist u. a. für die Aufrechterhaltung der Feuchtigkeit der Schleimhäute zuständig. Wenn der Östrogenspiegel sinkt, kann sich auch der Anteil der Gelenkschmiere namens Synovia verringern. Dadurch wird das Gelenk nicht mehr ausreichend geschützt und mit wichtigen Nährstoffen versorgt.5

Bereits Schwangere klagen über Muskel- und Gelenkschmerzen. Durch die Schwangerschaft lockert sich das Bindegewebe, Knochen und Gelenke werden nicht mehr ausreichend gestützt. Bänder und Sehnen weiten sich und häufig entstehen Schmerzen im unteren Rückenbereich. Auch das Gewicht des Kindes, eine veränderte Körperhaltung durch das Tragen oder ungünstige Schlafpositionen können sich auf die Beweglichkeit auswirken.

Gut zu Wissen

Auch die Stilldemenz ist auf das Hormon Prolaktin zurückzuführen. Die Hormone Prolaktin und Oxytocin sorgen für eine enge Bindung an das Neugeborene. Der Fokus liegt jetzt ganz beim Baby, andere Dinge werden nebensächlich und geraten in Vergessenheit.

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Was tun gegen Stillrheuma?

Gegen Muskel- und Gelenkbeschwerden helfen Dehnübungen und gelenkschonende Bewegungsübungen wie Nordic Walking, Fahrradfahren oder Schwimmen. Wärmeanwendungen können Muskelverspannungen lösen und so Schmerzen und Bewegungseinschränkungen lindern.

Auch wenn die Gelenkbeschwerden sehr unangenehm sein können, möchten wir Dir ans Herz legen, weiter zu stillen. Aufgrund der vielen Vorteile, die das Stillen mit sich bringt, wende Dich im Zweifelsfall bitte rechtzeitig an Deine Stillberaterin/ Hebamme oder Frauenarzt. Auch Physiotherapie kann in vielen Fällen helfen und zum Wohlbefinden in der Stillzeit beitragen.

Gelenkschmerzen in Schwangerschaft und Stillzeit vorbeugen

Vorsichtige Dehnübungen können helfen, Verspannungen zu lösen. Häufig kommt es bereits in der Schwangerschaft zu Gelenkbeschwerden, später häufig zu Nackenverspannungen, Schmerzen in der Schulter oder am Ellenbogen. Diese Verspannungen kommen oft von einer ungewohnten oder ungünstigen Haltung beim Tragen oder Stillen.

In diesem Video siehst Du, wie Du Dein Baby am besten stillen kannst und es sowohl Dir als auch Deinem Kind guttut. Auch die Rückbildungsgymnastik ist geeignet, um einer Schonhaltung und weiteren Einschränkungen entgegenzuwirken. Sie erfolgt unter professioneller Anleitung und wird von der Krankenkasse übernommen.

Wann bessern sich die Beschwerden?

Sofern Deine Gelenkschmerzen auf das sogenannte Stillrheuma zurückzuführen sind, werden sich die Beschwerden in der Regel mit der Abnahme der Stillfrequenz/ dem Abstillen und dem Einpendeln der Hormonlage wieder legen.

Wir wünschen Dir und Deinem Baby alles Liebe und eine wundervolle Stillzeit.

Dein Peba-Team

Autorin
Stephanie Nitsch

Fachredaktion Healthcare, Pharmareferentin nach § 75 Arzneimittelgesetz, Medizinprodukteberaterin nach § 31 MPG / § 83 MPDG, examinierte Krankenschwester.

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Geprüft von
Dr. med. Birgit Lehnhardt

Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin, Notfallmedizin, leitende Notärztin

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Quellenangabe

  1. IQWiG – Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Hrsg.) (2020). Rheumatoide Arthritis. Online verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/rheumatoide-arthritis.html. Abgerufen am 02.11.2023.
  2. Brückle, W. (2023). Morbus Still – Symptome, Diagnose, Therapie. Online verfügbar unter: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/morbus-still#c20876. Abgerufen am 02.11.2023.
  3. Pharmazeutische Zeitung (Hrsg.) (2011). Zu viel Prolactin ist ungesund. Online verfügbar unter: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-052011/zu-viel-prolactin-ist-ungesund/. Abgerufen am 06.11.2023.
  4. Hancke, K., Weiss, J.M. Hyperprolaktinämie aus gynäkologischer Sicht. J. Klin. Endokrinol. Stoffw. 13, 130–134 (2020). https://doi.org/10.1007/s41969-020-00100-1
  5. meine-gelenkschmerzen.de (Hrsg.) (2022). Gelenkschmerzen in der Schwangerschaft: Was hilft wirklich? Online verfügbar unter: https://meine-gelenkschmerzen.de/blog/schwangerschaft-gelenkschmerzen-hilfe-und-vorbeugung/. Abgerufen am 07.11.2023.